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Nur noch für Beamte interessant: Interessenvertreter wehren sich mit Händen und Füßen gegen eine Bürgerversicherung

Besserverdienende Arbeitnehmer, deren beitragspflichtiges Arbeitsentgelt, am Ende dieses Jahres (2017) 57.600 Euro überschreitet und auch im kommenden Jahr (2018) über der Jahresarbeitsentgeltgrenze liegt, müssen wegen ihres künftigen Krankenversicherungsschutzes eine Entscheidung treffen. Es bleiben nur zwei Möglichkeiten: Diese besserverdienenden Beschäftigten können sich weiter im Boot der gesetzlichen Krankenversicherung freiwillig versichern. Oder sie wählen den privaten Krankenversicherungsschutz.

Der Weg in die private Krankenversicherung (PKV) sollte von jedem Einzelnen gut überlegt werden. Die Beiträge zur PKV steigen vor allem im Rentenalter. Das führt dazu, dass die Prämien zur PKV für viele Ruheständler unbezahlbar werden. Interessant ist der Weg in die PKV nur für die, die als Single leben wollen und sich schon frühzeitig entschieden haben, nicht zu heiraten oder eine eingetragene Partnerschaft einzugehen und auch keine Kinder haben wollen. Gut ist die PKV nur noch für Beamte, weil sie einen gesetzlichen Beihilfeanspruch haben und nur zum Teil Prämien an die PKV zu entrichten haben. Dies gilt auch für Beamtenehepaare mit Kindern.

Weniger wechseln in die PKV

In die PKV treten fast nur noch Beamte ein. Für alle anderen Personen, ob Arbeitnehmer oder Selbstständige, sind die Bedingungen mittlerweile sehr unattraktiv. Von Jahr zu Jahr schrumpft die Zahl der privat Krankenversicherten. Gleichzeitig verlassen im weniger Personen die gesetzlichen Krankenkassen. Noch 2002 wechselten 362.000 Mitglieder von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung. 2011 waren es noch 232.000. 2015 wechselten nur 120.000 von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung. Noch problematischer ist für die PKV, dass seit 2012 jedes Jahr mehr Mitglieder von der privaten in die gesetzliche Versicherung gewechselt sind als umgekehrt, wenn man bedenkt, dass dieser Wechsel sehr viel schwieriger ist.

Schlechtes Image

Worin liegen die Gründe, dass viele Personen wieder in die gesetzliche Krankenversicherung zurück wollen? Seitens der PKV ist die gute Lage am Arbeitsmarkt dafür verantwortlich. So nehmen kleine Selbstständige zunehmend feste Beschäftigungsverhältnisse an. Sie wären in der Folge als Arbeitnehmer versicherungspflichtig in der GKV und haben deshalb die PKV verlassen. Aufgrund der guten Konjunktur steigt die Zahl der Arbeitnehmer, die mit ihrem beitragspflichtigen Arbeitsentgelt über der Jahresarbeitsentgeltgrenze liegen und die in die PKV wechseln könnten. Sie machen es einfach nicht. Warum viele die PKV meiden, liegt auch am schlechten Image der Branche. In den letzten Jahren mussten die Kunden der PKV drastische Erhöhungen ihrer Beiträge in Kauf nehmen.

Zittern vor der Bürgerversicherung

Wie es mit der privaten Krankenversicherung weitergeht ist offen, wenn es nach der Bundestagswahl zu einem Regierungswechsel kommt. Sollte Martin Schulz (SPD) Bundeskanzler werden, dürfte es mit der privaten Krankenversicherung vorbei sein. Die SPD wollte schon 2013 eine Bürgerversicherung. Sie konnte sich aber in der großen Koalition nicht durchsetzen. Käme die Bürgerversicherung, ähnlich wie in Österreich, wäre das Schicksal der PKV besiegelt.

Keine Neid-Debatte

In der aktuellen Ausgabe des Mitgliedermagazins des Bayerischen Beamten Bundes spricht sich dessen Vorsitzender, Rolf Habermann, gegen die Einführung einer Bürgerversicherung aus. Er befürchtet dadurch auch Beitragserhöhungen bei der gesetzlichen Krankenversicherung. „Wer hier auf kurzfristige Maßnahmen spekuliert, wird von den Folgekosten eingeholt“, so Habermann.

Unterstützung erhält Habermann auch vom innenpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Stephan Mayer, er bezieht sich auf eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Er findet, dass hier nur eine Neid-Debatte geschürt werden soll, „die für unser Gemeinwesen schädlich ist.“

Eigenartige Allianz

Ungewöhnlichen Zuspruch für die Beibehaltung der Beamten-Beihilfe und gegen die Einführung einer Bürgerversicherung erhält der Bayerische Beamten Bund auch vom Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., Bertram Bossardt, der sich in einem Artikel, der in der aktuellen Ausgabe Mitgliedermagazins veröffentlicht wurde. Er sieht in der Abschaffung der Beamten-Beihilfe höhere Belastungen für die Beitragszahler in der GKV. Bertram Bossardt: „Häufig können medizinische Leistungen im bekannten Umfang nur deshalb angeboten werden, weil Privatversicherte einen großen Teil zur Finanzierung beitragen. Milliardenschwere Einsparungen gingen damit zu Lasten aller Patienten in Deutschland.“

Mehr Einnahmen von Kassenpatienten

Die Wirklichkeit ist aber anders: Blickt man in die Einnahme-Überschuss-Rechnungen der Ärzte und Bilanzen der Kliniken und Krankenhäuser, zeigt sich ein anderes Bild, wie es von Bossardt dargestellt wird. Da kommen 4/5 der Einnahmen aus der Behandlung von Kassenpatienten und 1/5 aus der Behandlung von Privatpatienten.

Wirtschaft befürchtet Vernichtung von Arbeitsplätzen

Bossardt sieht aber auch bei privaten Krankenversicherungsunternehmen Arbeitsplätze gefährdet, wenn einen Bürgerversicherung eingeführt wird. Würde die Bürgerversicherung kommen, würden bei den privaten Krankenversicherungsunternehmen rund 50.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Irgendwie verkehrte Welt: Interessant ist, wie sich ein Arbeitgebervertreter plötzlich um die Arbeitsplätze, die verloren gehen können, Gedanken macht. Was tun sich da für Allianzen auf?

Beispiel Österreich

Blickt man in unser Nachbarland Österreich, gibt es dort nur noch ein Krankenversicherungssystem. Hier zahlen alle, also Arbeitnehmer, Selbstständige und Beamte in die gleiche Kasse. Wie in Deutschland wird das Gesundheitssystem auch in Österreich durch Beitragszahlungen finanziert. Es gibt dort, wie in Deutschland, eine paritätische Finanzierung, also Arbeitgeber und Arbeitnehmer teilen sich die Beiträge. Das österreichische Gesundheitssystem beruht auf solidarischen Grundsätzen. Die Beiträge richten sich dort nach dem Einkommen und sind unabhängig von Alter und Gesundheitszustand zu entrichten. Familienangehörige können wie in Deutschland in vielen Fällen beitragsfrei mitversichert werden.

Krankenkasse kann nicht frei gewählt werden

Es gibt im Vergleich zum deutschen Gesundheitssystem einige Unterschiede: Personen können die Krankenkasse, bis auf wenige Ausnahmen, nicht frei wählen. Wo man versichert wird, richtet sich nach dem Wohnort und der zugehörigen Berufsgruppe. Die Leistungen und Prämien sind bei allen Krankenkassen gleich, sodass es in diesem Bereich zu keinen Wettbewerb kommt. In Österreich gibt es keine PKV. Gesetzlich Versicherte können ihren Versicherungsschutz durch den Abschluss einer privaten Zusatzversicherung selbst erweitern.

Für alle niedrigere Beiträge

Die Versicherungspflicht beginnt in Österreich ab einem beitragspflichtigen Einkommen von 415,72 Euro. Der Beitragssatz für Arbeitnehmer liegt gegenwärtig bei 7,65 Prozent. Von der Gesamtsumme bezahlt der Arbeitnehmer 3,87 Prozent, der Arbeitgeber beteiligt sich mit den restlichen 3,78 Prozent an den Kosten. Rentner und Pensionäre sind mit einem Beitragssatz von 5,1 Prozent beteiligt. Familien sind mit der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) besser bedient, vor allem dann, wenn nur ein Elternteil arbeitet und/oder mehrere Kinder zu versichern sind. Auch für Alleinerziehende ist die GKV im Regelfall der richtige Krankenversicherungsschutz.

Fazit

Es gab einmal eine Zeit, da erzählte man sich in Deutschland Österreicher-Witze. Die Zeit ist längst vorbei. Österreich hat heute stabile Beiträge im Gesundheitssystem. Wir sollten uns an unserem Nachbarland, was die Krankenversicherung angeht, orientieren und so schnell wie möglich die Bürgerversicherung einführen.

Bild & Text: Michael Schmatz

Offenes Ganztagsangebot an Schulen

Vorrangiges Ziel der Bayerischen Staatsregierung ist es an allen Schularten das Ganztagsangebot flächendeckend und bedarfsgerecht auszubauen. Das Ganztagsangebot, so das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, soll eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Eltern und Erziehungsberechtigte ermöglichen.

Unter dem Begriff der „Ganztagsschulen“ werden in Bayern Schulen verstanden, bei denen über den vormittäglichen Unterricht hinaus an mindestens vier Tagen in der Woche ein ganztägiges Angebot für die Schülerinnen und Schüler bereitgestellt wird, das täglich mehr als sieben Zeitstunden umfasst. Alle Schülerinnen und Schüler, die daran teilnehmen erhalten ein Mittagessen. Die nachmittäglichen Angebote werden unter der Aufsicht und der Verantwortung der Schulleitung organisiert. Alles was Nachmittag angeboten wird, steht in einem konzeptionellen Zusammenhang mit dem vormittäglichen Unterricht.

Schulen mit Angeboten der ganztägigen Förderung und Betreuung im Anschluss an den Vormittagsunterricht werden als „Offene Ganztagsschulen“ bezeichnet. Schulen, an denen ein Ganztagszug mit häufig rhythmisierten Unterricht eingerichtet ist, als „Gebundene Ganztagsschulen“ bezeichnet. Obwohl das Ganztagsangebot wichtig ist und von den Eltern gewünscht wird, weigern sich viele Schulleitungen, dieses einzurichten. Oftmals hört man die Ausrede von den Schulleitungen, wir hätten nicht ausreichend Räume.

Frühzeitig informieren die Schulleitungen die Erziehungsberechtigten über die Einrichtung eines offenen Ganztagsangebotes, wenn dies erstmals eingerichtet werden soll. Da gibt es Schulleitungen, die wollen schon jetzt, also im Dezember 2016, von den Eltern verbindlich wissen, ob sie das Angebot im Schuljahr 2017/2018 in Anspruch nehmen wollen. Dabei teilt die Schulleitung mit, dass die Angebote grundsätzlich kostenfrei sind. Es fallen im Regelfall lediglich Kosten für das Mittagessen an der Schule an. Während der Ferien findet keine Betreuung im Rahmen des offenen Ganztagsangebotes statt.

Die Angebote umfassen grundsätzlich eine verpflichtende Teilnahme an der gemeinsamen Mittagsverpflegung in der Schule, eine Hausaufgabenbetreuung sowie verschiedenartige Freizeit- oder Förderangebote. Das offene Ganztagsangebot stellt ein freiwilliges schulisches Angebot dar. Die Schülerinnen und Schüler müssen mindestens für zwei Nachmittage bis grundsätzlich 16 Uhr angemeldet werden. Schon jetzt, also gut neun Monate, bevor das nächste Schuljahr beginnt müssen sich die Eltern verbindlich entscheiden.

Anmeldung warum so früh? Hier geht es um Geld und Stellen im Schuldienst, deshalb müssen die Entscheidungen von den Eltern so früh getroffen werden.

Die Eltern werden darüber informiert, dass Befreiungen von der Teilnahmepflicht, nach einer verbindlichen Anmeldung, bzw. einen Beendigung des Besuches während des Schuljahres von der Schulleitung nur in begründeten Ausnahmefällen aus zwingenden Gründen gestattet werden. Was können begründete Ausnahmefälle sein?

Ist beispielsweise ein Schulwechsel nach Ende des laufenden Schuljahres oder der Umzug der Eltern an einen anderen Ort ein begründeter Ausnahmefall? Da zu findet man in den Anmeldeformularen nichts.

Deshalb raten Rechtsanwälte dringend dazu, Ausnahmefälle in der Vereinbarung zu ergänzen, z. B.

„solche Ausnahmefälle sind beispielsweise ein Schulwechsel oder der Wegzug der Eltern“,

bevor man die Vereinbarung unterschreibt. Die Schulleitungen müssen das akzeptieren. Eltern sollten darauf pochen.

Fehlen solche Ergänzungen könnte das dazu führen, dass Kinder nach einem Schulwechsel am Wohnort, am Nachmittag an ihrer früheren Schule zum Nachmittagsunterricht kommen müssen. Was natürlich ein Unsinn wäre. Im Streit könnte die Schulleitung darauf bestehen. Um Ärger zu vermeiden, sollten die Eltern und Erziehungsberechtigten unbedingt auf die Ergänzung bestehen und erst dann die Anmeldung unterschreiben.

Bild & Text: Michael Schmatz

Für alle Mütter drei Jahre Kindererziehungszeiten

Bei der diesjährigen Herbstmitgliederversammlung der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) Oberbayern in der Erkerbar des Münchner Hofbräuhauses konnte der Bezirksverband diesmal den Leiter der GdS-Geschäftsstelle Süd, Manuel Rose, als Referent begrüßen.

Rose berichtete den anwesenden Mitgliedern über den Ausgang der Personalratswahlen in diesem Jahr in Bayern und über die Vorbereitung der Sozialwahlen im kommenden Jahr. Dabei zeigte sich Manuel Rose sehr erfreut, dass die GdS, nach der Vorlage von über 2.000 Unterstützerunterschriften bayernweit, erstmals für den Verwaltungsrat der AOK Bayern kandidieren kann. Ferner berichtete er über die Erfolge der GdS an den verschiedenen Tariftischen. Er erwähnte hier besonders, dass Auszubildende, die ihre Ausbildung im Bereich der Rentenversicherung erfolgreich beenden, künftig eine Prämie in Höhe von 400 Euro erhalten. „Dies ist“, so Rose, „ein sehr erfreuliches Ergebnis der Tarifverhandlungen in der Rentenversicherung gewesen.“

Manuel Rose berichtete über die Personalratswahlen in diesem Jahr und über die Vorbereitung der Sozialwahlen im kommenden Jahr.
Manuel Rose berichtete über die Personalratswahlen in diesem Jahr und über die Vorbereitung der Sozialwahlen im kommenden Jahr.

Der oberbayerische GdS-Vorsitzende, Michael Schmatz, berichtete den Mitgliedern über neue Gesetze, die am 1. Januar 2017 in Kraft treten. Er erwähnte dabei die „Flexi-Rente“, die von der großen Koalition in Berlin, elf Monate vor der nächsten Bundestagswahl auf dem Weg gebracht wurde, „was normalerweise ungewöhnlich ist, weil der Wahlkampf bereits begonnen hat“, so Schmatz. Mit der „Flexi-Rente“ können Betroffene, vor Erreichen der Regelaltersgrenze, eine Teilzeitarbeit durch eine Teilrente ergänzen.

Außerdem forderte der GdS-Bezirksvorsitzende, dass Mütter, die Kinder vor dem 1. Januar 1992 geboren haben, auch drei Jahre und nicht wie bisher zwei Jahre als Kindererziehungszeiten bei ihrer Rente angerechnet bekommen. „Hier geht es um Gerechtigkeit. Die Politik muss schnell handeln und die Ungerechtigkeit beseitigen, weil diese Mütter bereits Rente beziehen.“ Schmatz versteht nicht, warum sich Teile der großen Koalition hier sträuben.

Was die gesetzliche Krankenversicherung benötigen wir wieder eine paritätische Finanzierung. Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung müssen zu gleichen Teilen von der Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen werden. „Es kann nicht sein“, so Schmatz, „dass für künftige Beitragserhöhungen alleine die Beschäftigten aufkommen müssen.“

Michael Schmatz erwähnte auch die Änderungen bei der Pflegeversicherung, die ab dem Jahreswechsel 2016/2017 gelten. Künftig sollen Menschen mit Demenz einen besseren Zugang als bisher zur Pflege erhalten. Aus drei Pflegestufen werden fünf Pflegegrade. Das Begutachtungssystem wird ab 1. Januar 2017 umgestellt. War bei der Begutachtung bisher entscheidend, wie mobil ein Mensch noch ist, geht es künftig darum, wie selbstständig jemand noch ist und ob er auf Unterstützung angewiesen ist. Das Zählen von Minuten bei der Begutachtung entfällt ab dem Jahreswechsel.

Anlässlich der Versammlung wurden langjährige Mitglieder der GdS geehrt:

25 Jahre: Barbara De Wever, Petra Föhr, Elke Gehl, Hannelore Machart, Katrin Newiger, Brigitte Pilz und Andreas Röslmaier

40 Jahre: Ewald Dietz, Josef Kress-del Bondio, Hans –Jürgen Kuhn und Alois-Hans Pinggera

50 Jahre: Ulrich Aust, Georg Hodolitsch und Gerhard Wolf

60 Jahre: Theo Nieder, Hans-Dieter Rantke, Hermann Reichart und Hartmut Walther

Nicht alle Jubilare konnten bei der Mitgliederversammlung anwesend sein.

Langjährige Mitglieder wurden geehrt.
Langjährige Mitglieder wurden geehrt.

Bild & Text: Michael Schmatz

 

„Wer später stirbt, ist länger arm – droht Bayern ein Rentenproblem“

Der Kreisverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Ammer-Lech und der DGB Kreisverband Weilheim-Garmisch luden unter dem Motto „Wer später stirbt, ist länger arm – droht Bayern ein Rentenproblem?“ zu einer Informationsveranstaltung in das Regionalzentrum St. Anna nach Weilheim ein. Als Referenten konnten beide Veranstalter den Abteilungsleiter Sozial- und Arbeitsmarktpolitik des DGB Bayern, David Schmitt, gewinnen.

Immer mehr Menschen droht im Alter der soziale Abstieg oder Armut. Das ist kein gesellschaftliches Randphänomen, sondern betrifft Menschen aus allen Berufsgruppen, Branchen und insbesondere die jüngere Generation. Denn wenn nichts geändert wird, kann die gesetzliche Rente bis 2030 auf 43 Prozent sinken.

Da der Sinkflug der gesetzlichen Rente eine politische Entscheidung war, kann die Politik den Sinkflug auch stoppen und umsteuern. Denn: Eine Abkehr vom ständig geringer werdenden Rentenniveau ist längst überfällig. Rente muss für ein gutes Leben reichen!

David Schmitt stellte fest, dass die „Alters-Armut in Bayern beständig wächst.“ Über 1,7 Millionen Menschen sind in Bayern arm oder von Armut bedroht. Über 21 Prozent der ab 65-Jährigen sind in Bayern von Armut bedroht. „Bei den Rentnerinnen und Rentnern“, so Schmitt, „sind es bereits über 25 Prozent.“ Trotz des Mindestlohns gibt es auch in Bayern Niedriglöhne, die keine Familie ernähren und perspektivisch zu noch mehr Altersarmut führen. Wir haben im Freistaat Empfänger von Arbeitslosengeld II (Hartz IV), was kaum für den Lebensunterhalt reicht.

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Zahlreiche Interessierte aus dem gewerkschaftlichen und kirchlichen Bereich kamen zu dem Infoabend in das Regionalzentrum St. Anna nach Weilheim.

Die Ursachen für die Altersarmut sind:

-Niedriglohn
-Atypische Beschäftigung
-Brüchige Erwerbsbiografien
-Brüchige Übergänge in Rente
-Stigmatisierung Älterer am Arbeitsmarkt
-Langzeitarbeitslosigkeit trotz guter Konjunktur nahezu konstant

Atypische Beschäftigungsverhältnisse nehmen Bezug auf das sogenannte „Normalarbeitsverhältnis“.

Dieses hat folgende Kriterien:

-Vollzeittätigkeit mit entsprechendem Einkommen
-Integration in die sozialen Sicherungssystem
-Unbefristet-dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis

Sogenannte „atypische Beschäftigungsformen“ sind: Teilzeit, geringfügige Beschäftigung, Befristungen, Leiharbeit, Werkverträge und Scheinselbstständigkeit.

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David Schmitt informierte, was der DGB Bayern fordert.

David Schmitt vom DGB Bayern forderte bei diesem Infoabend „einen Kurswechsel in der Rentenpolitik.“ Außerdem die Stabilisierung des gesetzlichen Rentenniveaus und langfristig eine deutliche Erhöhung des Rentenniveaus. Außerdem forderte Schmitt Verbesserungen bei der Erwerbsminderungsrente und der Betriebsrenten.

Der Kreisvorsitzende der KAB Ammer-Lech, Michael Schmatz, sprach sich dafür aus, dass Mütter, auch für Kinder, die vor dem 1. Januar 1992 geboren wurden, drei statt bisher zwei Kindererziehungsjahre bei ihrer Rente berücksichtigt bekommen. „Hier muss die Politik“, so Schmatz, „noch vor der Bundestagswahl im nächsten Jahr schnell handeln.“ Schmatz versteht nicht, dass Teile der Großen Koalition in Berlin damit ein Problem haben.

Was das Thema „Scheinselbstständigkeit“ betrifft, sprach sich der Kreisvorsitzende dafür aus eine Beweislastumkehr einzuführen. Heute müssen die Sozialversicherungsträger beweisen, dass jemand abhängig beschäftigt ist. Nach einer Beweislastumkehr muss der Selbstständige darstellen, dass er nicht abhängig beschäftigt ist.

Bild & Text: Michael Schmatz

Mit Spende neue Zeitmessanlage gekauft

Der 1. Vorstand des Penzberger Ski-Clubs, Florian Heumann, bedankte sich bei allen Mitgliedern und Außenstehenden für die Unterstützung im vergangenen Jahr. „Ein besonderer Dank geht dabei an den Arbeiterjugendpflegeverein“, so Heumann, „durch dessen Spende eine neue Zeitmessanlage für die jungen Rennläufer angeschafft werden konnte.“ Heumann lobte auch die Aktion „Weihnachtstand“ am Penzberger Christkindlmarkt im vergangenen Jahr. Die Einnahmen aus den verkauften Speisen und Getränken kamen auch der Jugend des Ski-Clubs in Form eines mehrtägigen Slalom- und Riesenslalom-Trainings unter professioneller Anleitung zu Gute.

Nach zwei Jahren standen diesmal wieder Vorstandswahlen auf dem Programm. Bei der Wahl der neuen Vorstandschaft wurden Florian Heumann als 1. Vorstand, Mike Ebel als 2. Vorstand, Gebhard Brennauer als Kassier, Thomas Koitsch als Sportwart, Markus Schneider als Jugendwart, Michael Futterknecht als Hüttenreferent, Thilo Vorreiter als Beisitzer sowie die beiden Revisoren Klaus Edenharter und Michael Seemann in ihren Ämtern jeweils einstimmig bestätigt. Für die ausscheidenden Vorstandsmitglieder Hans Kapsberger und Hans Haimerl wurden – ebenfalls einstimmig – Elke Härtinger als Schriftführerin und Alois Eichner als Seniorenwart gewählt. Lukas Schneider übernimmt den neu geschaffenen Posten des Jugendvertreters. Thilo Vorreiter wird in seiner Rolle als Jugendtrainer von Robert Koitsch und Florian Härtinger unterstützt.

Der Skiclub hat aktuell 444 Mitglieder. Im Jahr 2016 konnte der Verein 17 neue Mitglieder begrüßen. Für ihre langjährige Mitgliedschaft wurden heuer zwölf Persönlichkeiten vom Vorstand geehrt.

Der Ski-Club Penzberg ehrte auch in diesem Jahr langjährige Mitglieder.
Der Ski-Club Penzberg ehrte auch in diesem Jahr langjährige Mitglieder.

Nachfolgend finden Sie die Namen der diesjährigen Jubilare:

65 Jahre

Dieter Conrad, Günther Kalus

60 Jahre

Martha Kreuzer, Franz Ziegler

50 Jahre

Dr. Josef Fischer, Manfred Mechold, Helmut Swoboda

40 Jahre

Ilse Härtl, Martin Härtl

25 Jahre

Thomas Hiry, Werner Resenberger, Alexandra Swoboda

Bild & Text: Michael Schmatz

Alle sollen bestärkt und ermutigt werden

Am vergangenen Wochenende besuchte der Generalvikar, Harald Heinrich, im Auftrag des Bischofs der Diözese Augsburg, Dr. Konrad Zdarsa, die Pfarrei Christkönig in Penzberg. Der Generalvikar ist in einem Bistum der Stellvertreter des Bischofs und leitet die Verwaltung. Der Besuch begann am Freitag mit einem Abendlob und endete am Sonntagvormittag mit einem Festgottesdienst zum Kirchweihfest. Anschließend fand im Barbara-Saal ein Stehempfang statt. Es bestand für alle Gottesdienstbesucher die Möglichkeit mit dem Generalvikar ins Gespräch zu kommen.

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Generalvikar Harald Heinrich ist im Gespräch mit den Gottesdienstbesuchern.

Die Visitation einer Pfarrei durch den Bischof eines Bistums oder eines Stellvertreters hat schon eine lange Tradition, die im Bistum Augsburg über 1000 Jahre alt ist. Der Besuch des Bischofs ist bis heute eine wichtige Aufgabe, die auf ihn zu kommt. Da geht es zunächst um die Stärkung und Ermutigung des Glaubens. Das bedeutet, dass sich die Christen wieder auf die Grundlagen des katholischen Glaubens besinnen sollen. Das soll dort geschehen, wo sich die Gläubigen täglich aufhalten. Das ist die Familie, bei Kindern und Jugendlichen die Schule und der Arbeitsplatz, bei denen die berufstätig sind.

Zusätzlich geht es um den Einsatz, der Priester und Diakone, der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie auch der vielen Frauen und Männer die ehrenamtlich, z. B. im Pfarrgemeinderat, in der Kirchenverwaltung oder in katholischen Verbänden tätig sind. Zu den Verbänden gehören in der Pfarrei Christkönig die Seniorenarbeit, die Kolpingfamilie, die Katholische Arbeitnehmer Bewegung, die DJK für den Fußball und die Partnergemeinde von Mae Luisa in Brasilien.

Da das Bistum Augsburg aus rund 1.000 Pfarreien und 23 Dekanaten besteht, ist es dem Diözesanbischof, Dr. Konrad Zdarsa, alleine nicht möglich, von 2015 bis 2019, alle zu besuchen, deshalb sendet er Vertreter, die dies in seinem Auftrag vorzunehmen. Im Dekanat Benediktbeuern, zu dem auch Penzberg gehört, war in diesem Jahr Generalvikar Harald Heinrich unterwegs, zuletzt in Bad Heilbrunn. Die Pfarrei Christkönig in Penzberg bildete am vergangenen Wochenende den Abschluss der Besuche im Dekanat.

Bild & Text: Michael Schmatz

 

 

 

 

Jede gute Pflegekraft wird in Deutschland mit dem Taxi abgeholt

Unter dem Motto „Gute Pflege – eine Frage der Einstellung?“ lud der DGB Kreisverband Weilheim-Garmisch den bekannten Sozialarbeiter und Buchautor, Claus Fussek, nach Penzberg ein. Im Mittelpunkt standen die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Pflegeheimen. Unter den Besuchern der Veranstaltung waren auch zahlreiche Personen, die in der Pflege arbeiten.

Fussek ist im Münchner ambulanten Beratungs- und Pflegedienst „Vereinigung Integrationsförderung“ tätig. Er kritisiert das derzeitige Pflegesystem. Jeder wird früher oder später mit dem Thema betraut sein. „Es ist niemand in diesen Beruf gegangen“, so Fussek, „um im Akkord zu arbeiten.“ Immer wieder wird berichtet, dass das Geld für die Pflege fehlt. Viele treten in den Medien auf und fordern von den verantwortlichen Politikern, die gesetzlichen Voraussetzungen zu schaffen, mehr für die Pflege zu tun. Für die Pflege ist zu wenig Geld da. Alle Pflegeheime bekommen den gleichen Pflegesatz. „Es gibt keine Ausreden mehr – menschenwürdige Pflege ist schon jetzt machbar und bezahlbar“, so Fussek.

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Viele wissen Bescheid und unternehmen nichts.

Er berichtete an diesem Abend über negative und positive Beispiele, denn „es geht selbstverständlich auch anders“. Verantwortlich in den Pflegeeinrichtungen sind die Pflegekräfte, aber auch die Ärzte, die dort ihre Patienten betreuen. Alle Probleme in der Pflege sind hausgemacht. Claus Fussek geht seit vielen Jahren mit einem „Forderungskatalog auf Tournee“. Fussek forderte alle Beteiligten auf, z. B. die Angehörigen, Pflegekräfte, Lokalpolitiker und Pfarrer, die diese Einrichtungen ständig nicht ankündigt besuchen, „nicht mehr zu schweigen.“ Besucher sind ein „Frühwarnsystem“. Nur wer als Angehöriger regelmäßig kommt, sieht etwas. „Viele wissen Bescheid und unternehmen aber nichts.“

Bei diesem Infoabend war auch die erste Bürgermeisterin der Stadt Penzberg, Elke Zehetner, anwesend. Sie bat alle, wie bei der Flüchtlingshilfe, als Ehrenamtliche aktiv zu werden und in die Senioreneinrichtungen unserer Stadt zu gehen. Claus Fussek schlug vor, als Lesepaten die Pflegeheime zu besuchen um beispielsweise aus der Zeitung vorzulesen.

Er berichtete von einer Dame, die in München in einem Pflegeheim lebt und 99 Jahre alt ist. Sie ist fast bettlägerig und nur deshalb, weil niemand mit ihr spazieren geht. Das Pflegepersonal will, dass alle Bewohner bereits um 18:00 Uhr ins Bett gehen. Schließlich muss die Station um 18:00 Uhr an die Nachtwache übergeben werden. „Wer will schon um 18:00 Uhr ins Bett gehen? Wieso kann das sein?“, so Fussek. Es ist niemand da, der sich um die Dame kümmert. „In guten Pflegeheimen liegen nur die um 18:00 Uhr im Bett, die krank sind.“ Sind in einem Seniorenheim viele mit einem Rollator unterwegs, ist das gutes Zeichen. Schlechte Einrichtungen erkennt man als Außenstehender daran, wenn das Blumenwasser im Zimmer bereits stinkt. Manchmal ist die Mund- und Zahnpflege „auch ein Fremdwort.“ In solchen Einrichtungen sind die Pflegekräfte bereits ausgebrannt.

Oftmals werden Auszubildende in Pflegeheimen alleine schon für Nachtwachen eingeteilt. Es gibt keine Supervision. Obwohl die Pflegeschule das weiß, wird es geduldet. „Das ist der blanke Wahnsinn“, so Fussek. Die Verantwortung tragen hier die Pflegeschule und die Pflegeeinrichtung. Heimleiter dürfen sich hier nicht aus der Verantwortung stehlen. In guten Heimen werden Auszubildenden gehegt und gepflegt, wenn sie ihre Ausbildung beendet haben. Bei der Abschlussfeier sind die Chefs da.

Claus Fussek warnte die Besucher, gute Pflegekräfte vor den anderen Kollegen zu loben. „Das führt in vielen Fällen dazu, dass sie im Anschluss gemobbt werden“, so Fussek. In einem positiven Heim braucht man keinen Betriebsrat. In einem guten Pflegeheim gibt es für die Mitarbeiter eine psychologische und seelsorgerische Begleitung. Mittlerweile gibt es in Deutschland einen Pflegenotstand, was die Personalgewinnung betrifft. Claus Fussek: „Eine gute Pflegekraft wird mit dem Taxi abgeholt.“ Sehr oft schicken die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter die schlechtesten Mitarbeiter zu den Arbeitgebern. „Wer nicht im Tierpark arbeiten will“, so Fussek, „geht ins Altenheim zum Arbeiten. Das ist überhaupt nicht in Ordnung.“

Fussek appellierte am Ende: „Bürger besucht die Heime in Eurer Stadt.“

Foto & Text: Michael Schmatz

Interreligiöser Schöpfungstag in Penzberg

Bei uns in Penzberg fand heute der dritte interreligiöse Schöpfungstag statt.

Dazu gab es nach den Gottesdiensten um 11:45 Uhr ein interreligiöse Gebet mit den Geistlichen der evangelischen und katholischen Kirche sowie der islamischen Gemeinde.

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Um 12:00 Uhr wurde im Barbara-Saal Gemüse- und Kürbissuppe gereicht.

Danach informierten die Schüler der Penzberger Schulen und der Weltladen über gute Schokolade, fair gehandelte T-Shirts, fair gehandelten Orangensaft und Fußbälle.

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Der interreligiöse Schöpfungstag endete am Nachmittag im Pfarrsaal der evangelischen Kirche in Penzberg mit einer Infoveranstaltung zum Thema „faire Kleidung“ und einer über den Kaffee im islamischen Zentrum.

Bilder & Text: Michael Schmatz